Diese Frage wurde mir einmal von einem Kunden gestellt, der, nachdem ich ihn drüber aufgeklärt hatte, dass die Entscheidungen, die er aufgrund der Beratungsleistung meines Vorgängers getroffen hatte, nur - lassen Sie mich es diplomatisch ausdrücken - "suboptimal" waren.
Doch was brachte diesen Mann zu dieser provokanten Aussage, die ja auch wieder Misstrauen in meine Person suggerierte?
War es die Tatsache, dass er viel zu teuer abgesichert war, eine Glasversicherung hatte, obwohl sich wenig Glas im Haushalt befand? Oder der Umstand, dass jährlich die Verträge verlängert wurden, um immer eine maximal mögliche Vertragslaufzeit zu haben - ohne dies dem Kunden zu sagen? Vielleicht aber auch eher der Umstand, dass eine private Rentenversicherung kurz vor Jahresende praktisch unter Druck abgeschlossen wurde, um (magere) Zinsvorteile zu sichern, wobei allerdings verschwiegen wurde, dass mit dem Abschluss des Vertrages hohe Kosten fällig werden und dieser Vertrag erst gegen Ende der Vertragslaufzeit in die Gewinnzone kommt - nach 25 Jahren?
Wahrscheinlich die Gesamtheit dieser nicht ganz so tollen Beratungsleistung ließ diesen Kunden zu dieser Aussage verleiten. Aber hat er nicht irgendwie auch Recht?
Intransparent und schwer verständlich
Versicherungen sind und - waren es schon immer - komplexe Produkte, die zum Teil sogar für Fachleute, schwierig zu verstehen sind. Selbst für relativ einfache Produkte wie eine Hausratversicherung bekommt man Vertragsinformationen ausgehändigt, die zum Teil telefonbuchdick sind. Wer liest das? Kaum einer. Man verlässt sich auf die Aussage des netten Vertreters, der artig auf der Couch sitzt und den Kaffee wegschlürft. Zusätzlich wir man mit anderen Papierwust zugeschüttet ( Beratungsdokumentation, Empfangsbestätigung, Antragskopien), das dem normalen Kunden nach kurzer Zeit schon der Kopf brummt. Wenn man nun mit einem Vertreter oder Makler am Tisch sitzt, dessen eigene Brieftasche ihm näher ist, als das reine Gewissen und einen zufriedenen Kunden, hat man da schon fast verloren.
Einige wenige schaden der gesamten Branche
Natürlich ist das nicht die Mehrheit der Makler und Vertreter, die in Deutschland unterwegs sind. Der Großteil arbeitet sauber und zuverlässig. Nur ein kleiner Teil hält sich halt nicht an die
Spielregeln und arbeitet nicht korrekt. Da spielt es auch keine Rolle, ob Makler, Mehrfachagent, Versicherungsvertreter oder Strukturvertrieb: Überall gibt es schwarze Schafe, die dem Rest der
Branche durch ihr egoistisches Handeln schaden und den Verbraucher verunsichern.
Was kann man als Kunde tun, um nicht übervorteilt zu werden?
Natürlich kann man nicht in den Menschen reinschauen, es gibt allerdings Anzeichen, die Sie hellhörig werden lassen sollten. Wenn man Sie zum Abschluss eines Vertrages drängt, weil irgendeine Frist abläuft und das tolle Angebot dann nicht mehr verfügbar sei könnte ein Anzeichen sein. Ein anderer Punkt ist, wenn Unterlagen (Beratungsdokumentation, Verbraucherinformationen, Versicherungsbedingungen, Antragskopie) , die Ihnen laut Versicherungsvertragsgesetz (VVG) ausgehändigt werden müssen, beim Abschluss fehlen. Auch sollten Sie sich nicht auf einen "Verzicht der Beratungsdokumentation" einlassen; selbst dann, wenn der Berater ein guter Freund der Familie ist. Denn eins ist sicher: Bei Geld hört die Freundschaft auf und im Falle einer Falschberatung erschweren Sie so die Durchsetzung Ihrer Ansprüche. Ein fairer und guter Berater wird kein problem damit haben, wenn Sie sich vor der Vertragsunterschrift die Ausgehändigten Unterlagen durchlesen möchten und im Fall der Fälle auch Fragen dazu haben.
Fazit: Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Natürlich gibt es faire und ehrliche Beratung. Leider landen die Fälle von zufriedenen Kunden nie in der Presse - dort interessiert man sich halt nur für Horrormeldungen und Skandale. Wenn Sie als Kunde aufmerksam sind, die richtigen Fragen stellen, sollten Sie von unseriösen Maklern und Vertretern in Zukunft verschont bleiben.