Bei einer Wohngebäudeversicherung ist es wichtig, dass die Versicherungssumme richtig bestimmt und erfasst wurde. Allerdings wird man in diesem Zusammenhang mit mehreren Begriffen konfrontiert, die ich an dieser Stelle zur besseren Verständlichkeit erklären möchte.
Versicherungssumme ermitteln
Die Versicherungssumme in der Wohngebäudeversicherung muss so ausgestaltet sein, dass im Falle eines Totalverlustes des Gebäudes dieses wieder komplett zu aktuellen Kosten aufgebaut werden kann. Je älter das Haus ist, desto größer wird dass Missverhältnis zwischen den damaligen Baukosten und den aktuellen Wiederaufbaukosten.
Die meisten Wohngebäudeversicherungen setzen hierbei auf den sogenannten Versicherungswert 1914. Dieser Wert ist ein fiktiver Richtwert, der eine einheitliche Grundlage zur Berechnung des Gebäudeneubauwertes bildet. Vorteil des Wertes 1914 ist, dass er sich nicht mehr verändert und somit eine stabile Grundlage für die Berechnung des Neubauwertes darstellt.
Wie wird der Wert 1914 berechnet ?
Aufgrund der Preisentwicklung sind Gebäudewerte unterschiedlicher Baujahre nicht vergleichbar. Hat der Bau eines Hauses im Jahr 1980 etwa 250.000 DM gekostet, würde ein Neubau dieses Hauses im Jahr 2021 deutlich teurer werden. Neben der Inflation sind neue Bauvorschriften und Vorgaben für energieeffizientes Bauen Kostentreiber. Um die Werte trotzdem vergleichbar zu machen, hat man sich auf diesen referenziert geeinigt. Der Wert 1914 gibt den Neubauwert eines Hauses im Jahre 1914 an, auch wenn das Haus im Jahr 2018 erbaut wurde.
Dabei wurde das Jahr 1914 nicht willkürlich festgelegt. Vielmehr waren die Baupreise in diesem Jahr über längere Sicht stabil und damit aussagekräftig. Mit Hilfe des vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Baupreisindexes lässt sich so der Neubauwert für jedes Jahr ermitteln.
Entwicklung des Baupreisindexes der letzten Jahre
Jahr | Baupreisindex |
2015 |
1.310,3 |
2016 |
1.330,7 |
2017 |
1.358,3 |
2018 |
1.396,7 |
2019 |
1.454,3 |
2020 |
1.523,0 |
2021 |
1568,3 |
Berechnung des Wertes 1914
Mit dem Neubauwert und dem Baupreisindex des entsprechenden Jahres lässt sich der Wert 1914 ermitteln.
Dazu nutzt man folgende Formel:
Wert 1914 = Neubauwert / Baupreisindex im entsprechenden Jahr x 100
Für die Berechnung des aktuellen Gebäudewertes muss der Wert 1914 mit dem aktuellen Baupreisindex multipliziert werden:
Gebäudewert = Wert 1914 x aktuelle Baupreisindex / 100
Rechenbeispiel für ein Einfamilienhaus
Wert des Gebäudes im Jahr 2015 | 250.000 Euro |
Wert 1914 | 19.079,60 Goldmark |
Baupreisindex im Jahr 2021 | 1.568,3 |
Gebäudewert 2021 | 299.215,96 Euro |
Neubauwert und Verkehrswert
Der Neubauwert ist die Geldsumme, die benötigt wird, das Haus nach einem Totalverlust so wieder herzustellen, wie es vor der Zerstörung war. Dieser Wert ist für die Versicherung von Bedeutung, hat aber nichts mit dem sogenannten Verkehrswert zu tun. Der Verkehrswert ist der Betrag, der bei einem Verkauf für das Gebäude am freien markt erzielt werden kann. Dabei ist es durchaus nicht ungewöhnlich, dass Neubauwert und Verkehrswert weit auseinander liegen.
So kann beispielsweise ein Haus einen Neubauwert von 200.000 Euro haben, aufgrund der guten Lage aber einen Verkehrswert von 300.000 Euro besitzen.
Gleitender Neuwertfaktor
Die Prämie der Wohngebäudeversicherung richtet sich zum einen nach den Tarifierungsmerkmalen wie Postleitzahl, Ausstattung des Gebäudes, versicherte Gefahren, Etagenanzahl, usw. Darüber hinaus ist aber auch der sogenannte "Gleitende Neuwertfaktor" für die Höhe der Prämie von Bedeutung. Dieser wird einmal im Jahr vom Gesamtverband der Versicherungswirtschaft veröffentlicht. Der gleitende Neuwertfaktor berücksichtigt dabei die Entwicklung des Baupreisindex und die Steigerung der Tariflöhne im Baugewerbe. Denn bei einem Wiederaufbau des Gebäudes müssen die aktuellen Kosten von der Versicherung bezahlt werden.
Jahr | Gleitender Neuwertfaktor |
2015 | 16,74 |
2016 | 17,03 |
2017 | 17,39 |
2018 | 17,87 |
2019 | 18,55 |
2020 | 19,36 |
2021 | 19,87 |
Wie wird die Prämie mit Hilfe des gleitenden Neuwertfaktors berechnet ?
Auch hier wird wieder der Wert 1914 benötigt. Dieser wird mit dem gleitenden Neuwertfaktor und dem Beitragssatz der Versicherung multipliziert.
Prämie = Wert 1914 x gleitender Neuwertfaktor x Beitragssatz.
Dabei wird der Beitragssatz individuell von der Versicherung festgelegt.
Alternative zum Wert 1914: Das Wohnflächenmodell
Für viele Kunden ist der Wert 1914 und wie er berechnet wird sehr kompliziert, insbesondere dann, wenn man nicht täglich mit der Materie Versicherung zu tun hat. Es geht allerdings auch anders: Mittlerweile bieten viele Versicherer auch sogenannte Wohnflächenmodelle an. Hier genügt die korrekte Quadratmeteranzahl des Hauses und die Postleitzahl und der Versicherer verzichtet im Schadensfall auf die Anrechnung einer möglichen Unterversicherung.
Podcast: Der Wert 1914 oder warum Dein haus noch in Mark versichert ist
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